Sonntag, 30. Dezember 2018

Leserbrief von Christian Stangl zu „Lauter Luftnummern“

Christian Stangl zum Artikel am 27.12.18 in der Dachauer SZ: Lauter Luftnummern


Der Artikel beschreibt zutreffend den (Verkehrs-)Missstand, verkennt und negiert aber geflissentlich leider den eigentlichen Problemauslöser dafür. Der Autor des Artikels verhält sich dadurch im Ergebnis nicht anders, obwohl er die aktuelle Politik kritisiert, als die aktuelle kritisierte Politik selbst. Der ursprüngliche und geplante Problemauslöser heißt: Metropolregion München.

Die Metropolregion München erstickt buchstäblich an ihrem eigenem großen Erfolg und an ihrer nachweislichen Erfolgsgeschichte. Die deutsche Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) hat bereits 1995 den Weg für europäische Metropolregionen in Deutschland, damit auch für München, nach dem Vorbild von Paris, London, Singapur, Tokyo und Moskau geebnet. Dies obwohl man zu diesem Zeitpunkt die Probleme, auch betreffend der Verkehrsprobleme, den steigenden und horrenden Mieten und unglaublichen Grundstücks- und Bodenpreissteigerungen, in diesen Muster-Vorbild-Regionen zu diesem Zeitpunkt bereits kannte. Der Verkehr, die Grundstücks- und Baupreisentwicklung, die Mieten, die Verdrängung sozial schwächerer Schichten in die Randgebiete mit dadurch weiterem Verkehr sind Folgen dieser gewollten (!) Planung und nicht eine, wie man manchmal so gerne suggerieren möchte, ungeplante zufällige nicht beherrschbare Erscheinung.

Natürlich gibt es nachweislich auch wirtschaftliche Profiteure dieser Entwicklung. Die Entdeckung der Landeshauptstadt München, das es vor ihren Toren Städte wie Dachau, Freising, Erding, Miesbach usw. gibt und man sich mit diesen nun „auf Augenhöhe“ unterhält, ja sogar gelegentlich gemeinsam das Dachauer Volksfest besucht, beruht auf der bloßen Erkenntnis, dass dort die benötigten Wohnflächen, soziale und verkehrliche Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden soll und muss, die man auf eigenem Stadtgebiet Münchens nicht mehr in der Lage ist, zu bewältigen und die man benötigt.

Natürlich reicht für die dadurch hervorgerufenen Verkehrsströme die bestehende und ebenfalls auch nicht die bereits in Planung befindliche Infrastruktur, sowohl im Bereich ÖPNV als auch im Radwege- und Straßennetz, hinten und vorne nicht mehr aus. Es ist aber natürlich einfacher am Verkehr mit illusorischen Verkehrskonzepten „herumzudoktern“, als die wirkliche Ursache in Form einer Korrektur der Raumordnung und Raumplanung anzugehen und es sich mit den Profiteuren dieser Entwicklung nachhaltig zu verscherzen. Lieber träumt man von Seilbahnen, Mobilitätsdrehscheiben, Flug-Taxis, Umgehungsstraßen usw. und beklagt anschließend, dass es sich dabei um „lauter Luftnummern“ handelt.

Christian Stangl

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