Dachau - Den Hermann-Ehrlich-Preis vergibt
das Bündnis für Dachau 2016 an die syrische Flüchtlingsfamilie Ayo – Al Sheikh.
Die Jury will mit der Verleihung des Preises die fünfköpfige Familie, die aus
Ras al-Ayn (Gouvernement al-Hasaka) im Nord-Osten Syriens an der türkischen
Grenze stammt, stellvertretend für viele andere Geflüchtete im Landkreis Dachau
auszeichnen. Die Mitglieder der Familie - Abdullah Aziz Ayo (60 Jahre,
Rechtsanwalt), Aida Al Sheikh (51, Erzieherin), Suleiman Ayo (30, Zahnarzt), Yazdansher
Ayo (25, Student) und Dilyar Ayo (19, Schüler) – haben gefährliche Fluchtwege
hinter sich, um sich aus dem vom Krieg heimgesuchten Syrien in Sicherheit zu
bringen. Nach jahrelanger Trennung ist die Familie erst in Dachau wieder
zusammengekommen. Hier haben sich die Geflüchteten nicht nur selbst rasch
integriert, sondern sich von Anfang an
durch Dolmetscherdienste und Übersetzungen bei der Betreuung anderer
Asylsuchender engagiert. Yazdansher, der seit Frühjahr 2016 in Bayreuth
studiert, hat in Dachau sogar Deutsch- und Alphabetisierungskurse gegeben. Nachdem die Familie, die als
asylberechtigt anerkannt ist, lange in den Baracken an der Kufsteiner Straße
gewohnt hatte, lebt sie mittlerweile in einer Wohnung in Indersdorf.
Der Preis,
der seit 2012 alle zwei Jahre verliehen wird, ist nach dem im Juni 2011
verstorbenen Musiker und Sozialpädagogen Hermann Ehrlich benannt. „Seine
Grundwerte waren gleiche Chancen für alle, soziale und politische Gerechtigkeit“,
erklärt das Bündnis für Dachau auf seiner Internetseite. Seine Weggefährten
wollten das Wirken Hermann Ehrlichs, der sich die Auseinandersetzung mit der
Nazizeit und die Aufarbeitung des Dachauer Wahlfälscherskandals zur Aufgabe
gemacht hatte, nicht in Vergessenheit geraten lassen. Der Preis ist mit
1000 Euro dotiert. 2012 ging der Preis an den Fernsehjournalisten und
Dokumentarfilmer Helge Cramer, der sich 2002 hartnäckig für die Aufdeckung der
Wahlfälschung in Dachau engagiert hatte. Vor zwei Jahre erhielt der
SZ-Journalist Hans Holzhaider die Auszeichnung für seine Pionierleistungen bei
der Aufarbeitung der NS-Geschichte in Dachau.
Der Jury
gehörten neben den Bündnis-Mitgliedern Margot Heinze-Ehrlich, Marion Böhm, Kai
Kühnel und Helmut Geißler der Historiker Jürgen Zarusky sowie die Journalisten Nikola
Obermeier und Walter Gierlich an. Die Preisverleihung
findet am 27. November 2016 im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau statt. Die Laudatio wird Waltraud Wolfsmüller vom Arbeitskreis Asyl Dachau
halten.