Dienstag, 2. Oktober 2018

800.000 Euro für schnellere Planung der Nord-Umfahrung - Auf dass der Verkehr im Münchner Norden schneller im Stau steht

Das Bündnis für Dachau bleibt dabei. Die Nord-Umfahrung Dachau ist ein Luftballon, der eine Verkehrsreduzierung vorgaukelt die es nicht gibt. Zusammen mit den anderen Straßenausbauplänen im Münchner Norden wird das Ganze ein sehr teures Nullsummenspiel auf Kosten der Kommunen am Ende der Kette. Sie werden noch mehr Verkehr abbekommen. Die Planung jetzt zu „beschleunigen“, die bei all den Ausbauplänen die im Raum stehen vernünftigerweise hinten ansteht, macht für uns keinen Sinn. Soll das Ganze ein Wahlkampfmanöver sein, um noch schnell politische Erfolge zu suggerieren? Wir wissen es nicht.  
Unser Resümee: Ja, der Autoverkehr ist schlimm und wird schlimm bleiben. Die Nord-Umgehung zaubert keine Autos weg. Wir haben das Gefühl, es soll gebaut werden, um hinterher sagen zu können, wir haben eine Umgehungsstraße gebaut. Statt Umgehungsstraßen zu "beschleunigen", den Verkehr zu "entschleunigen", das wäre ein Ziel.




 
Seit einem Jahr bastelt Landrat Löwl nun am Verkehrskonzept für den Autoverkehr. Am 12. Oktober 2017 wurden im Grunde schon alle Straßenbaumaßnahmen in seinem sogenannten Bürgerdialog, richtiger wäre Straßenbaumonolog, vorgestellt. Laut den damaligen Präsentationen (Link zu den Präsentatione auf der LK-HP) werden im Münchner Norden, inclusive Landkreis Dachau mehr als 15 teilweise massive Straßenbauprojekte geplant. 

Die ja meistens zu niedrig veranschlagten Summen knacken locker die 600 Millionen Euro Grenze. Da kann man gleich noch 1/3 drauflegen. Alle diese Maßnahmen sollen laut den Planern das Ziel haben, den prognostizieren Verkehrszuwachs im Münchner Norden aufzunehmen. Nun will der Landkreis 800.000 Euro für eine vordringliche Planung der Nordumfahrung Dachau locker machen. Selbst bei wohlwollender Betrachtung macht es keinen rechten Sinn die Planung zur Umfahrung zu „beschleunigen“. Die Straßenbauämter gehen gestaffelt vor. Und dabei ist die Umfahrung eher ein letztes Glied in der Kette. Das bedeutet bei einem schnellen Ausbau landet der Verkehr in weiteren Baustellen. Macht das Sinn? Wir fragen uns daher, soll das Ganze ein Wahlkampfmanöver sein, um noch schnell politische Erfolge zu suggerieren? Wir wissen es nicht.  
Der gesamte Straßenausbau im Münchner Norden ist ein gigantisches Nullsummenspiel. 

Der gesamte Straßenausbau im Münchner Norden inclusive der Umfahrung ist unser Überzeugung nach ein gigantisches Nummsummenspiel. Denn sogar bei der völlig unrealistischer Annahme, die Baumaßnahmen würden ohne Zeitverzug stattfinden, ist mit größter Wahrscheinlichkeit bis zum Baubeginn der letzten Maßnahme der Kapazitätszuwachs von 10% - Optimisten reden von 20% - aufgefressen durch schieres Mobilitätswachstum. Dabei sind die zusätzlichen verkehrserzeugenden Effekte wie Siedlungsbau und Gewerbegebiete noch gar nicht dabei.  
Wir fragen uns schon lange, wie viel Geld eine Region bereit ist auszugeben und wieviel Natur- und Kulturraum sie bereit ist zu zerstören, um einer Verkehrsdoktrin zu huldigen, die immer nur eines will: mehr, mehr, mehr. 
Wie verrückt diese Doktrin ist, zeigt sich, wenn man einen Blick auf das ganze Bild wirft. Nahezu alle Umfahrungen, Ausbauten und Erweiterungen sollen den Verkehr im Müncher Norden beschleunigen. Nur wohin? Es werden dann einfach mehr Autos schneller im Stau stehen. Zu Lasten der Bevölkerung in Dachau Ost, Karlsfeld, Allach, Feldmoching, Lerchenau, Hasenbergl....und ohne die hausgemachten Probleme, wie z.B. in Dachau zu lösen.  
Der Luftballon - Verkehrswunderland.

Bei all den Umfahrungsphantasien, die nicht nur die CSU postuliert, steigt im Grunde ein großer Luftballon auf. Auf dem Luftballon steht Verkehrswunderland und soll den Bürgern vorgaukeln Autos würden sich in Luft auflösen. Autos lösen sich nicht in Luft auf.  
Landrat Löwl ist Politiker genug das nicht direkt anzusprechen. Aber im Grunde hat er es schon zugegeben, als er auf die Nordumfahrung Dachau gemünzt sagte: „Entweder wird es ohne Umfahrung schlimmer, oder es bleibt wie es ist.“ Also geht dem Luftballon die Luft aus. Egal was kommt. Schlimm bleibt schlimm.
Zu den Fakten gehören nunmal: 
1) dass Straßen Verkehr erzeugen 
2) dass die Kapazitäten in Kürze aufgefressen werden 
3) Verkehr nur verlagert wird 
4) der Preis eine immense Naturzerstörung ist 
5) die hausgemachten Probleme in Dachau nicht gelöst werden 

Dazu kommt, ein wesentlicher Aspekt wird ausgeklammert. 
6) Verkehr zu reduzieren oder erst gar nicht entstehen zu lassen


"Mehr Autoverkehr - mehr Straßen" gegen "Reduzieren, vermeiden, verteilen, entschleunigen - geht vor bauen"

Doch das ist ein Sakrileg. Es würde gegen das Dogma der CSU keine Verbotspartei sein zu wollen verstoßen. Zumal immer noch der Ungeist der CSU-Verkehrspolitik der 60er umgeht. Mehr motorisierter Verkehr - mehr Wohlstand. Und so stehen das Dogma des „mehr Autoverkehr - mehr Straßen“ einem zugegebenermaßen anderen Dogma „reduzieren, vermeiden, verteilen, entschleunigen - vor bauen“ gegenüber.

Der fadenscheinige Kompromiss, der von den Protagonisten des Straßenbaus gerne postuliert wird, erst bauen und dann reduzieren zu wollen, ist schlicht populistisch. Oder ander gesagt. Es wird nie etwas reduziert werden, weil dafür kein Geld zur Verfügung steht und sowieso kein politischer Wille da ist.

Autoverkehr in der Region ist schlimm und wird schlimm bleiben. Der Straßenbau und die Umfahrungen werden das Problem nicht lösen. Im Gegenteil. Die Sogwirkung Richtung München wird verstärkt. Die Kapazitäten werden ganz schnell aufgefressen sein. Scheinbar soll eine Umgehungsstraße gebaut werden um hinterher sagen zu können, schaut, wir haben eine Umgehungsstraße gebaut.
  Das Bündnis für Dachau steht für diese Positionen:
  • Wirklich wirksam wäre ein leistungsfähiger S-Bahn Verkehr in den Münchner Norden. Mit dem Nord-Ring als wichtigstes Projekt.
  • Machbarkeitsstudien für den S-Bahn Ausbau - auch die Haltestelle Breitenau zählen wir dazu - so wie sie nun Landrat Löwl anstößt, sind und bleiben Nebelkerzen, solange es keine ernsthaften Verhandlungen zwischen Landesregierung und Bund zur Finanzierung gibt.
  • Das gerne gehörte Argument, „wenn eine politischer Wille da ist, ist auch Geld da“, ist ohne Substanz und nichts wert. Nur ein verbindlicher Zeit- und Finanzierungsplan zählt.
  • Wir lehnen Planungen grundsätzlich ab, die Naturräume und Kulturlandschaft zerstören oder zerschneiden.
  • Ausgleichsflächen sind Makulatur. Natur wird durch Straßenbau zerstört, um in aller Regel durch Landwirtschaftliche Fläche "aufgewertet" zu werden. Was wird hier ausgeglichen?
  • Wir fordern verkehrsreduzierende und flächenreduzierende Maßnahmen in der Baulandentwicklung (im Landkreis aber auch in der Stadt). Da fehlt es an Phantasie und planerischen Enthusiasmus. 
  • Verlagerungen von motorisierten Verkehr durch Straßenneu- oder -ausbau außerorts muss mit Verkehrsberuhigung innerorts oder an anderer Stelle einhergehen. Z.B. in Ortskerne und/oder in Wohngebieten. Das soll generell ein Teil der Planungen darstellen.
  • Flächengerechtigkeit. Nachhaltige, motorisierten Verkehr reduzierende Mobilität muss mehr Fläche zulasten des motorisierten Verkehrs zugestanden werden.
  • Busspuren oder Fahrradstraßen auf Hauptachsen und Maßnahmen wie Citymaut dürfen kein Tabu mehr sein.
  • Planungen für den motorisierten Verkehr müssen immer im Zusammenhang zu Schnittstellen mit ÖV, Rad- Fußverkehr einhergehen. Hier scheinen der Landkreis und die Stadt mit den ÖV und Radkonzepten auf gutem Weg. Die Nagelprobe wird die Finanzierung und letztlich die Umsetztun darstellen. Wir sind gespannt.
  • Siedlungsentwicklung UND Gewerbeansiedlung zwingend an den ÖPNV ankoppeln um direkt induzierten Verkehr zu vermeiden.
  • Ruhender Verkehr erzeugt fahrenden Verkehr. Das Werkzeug Parkraummanagement und Parkraumbewirtschaftung ist Stück für Stück auszubauen.
  • Verkehr entzerren. So früh als möglich muss der MIV durch Tangentialverbindungen entzerrt werden.
  • Regionale Alltagsradwege vordringlich planen. Auch hier ist der Landkreis und die Stadt auf gutem Weg. Auch hier wird die Nagelprobe die Finanzierung und Umsetztung sein. Wir sind gespannt.
  • Vernetzte, regionale Alltagsradwege und Radschnellwege sind ähnlich wie Kreis- und Staatsstraßen zu betrachten. Führungen abseits von Straßen (z.B. Feldwege) müssen möglich sein und müssen innerhalb der Ortschaften weitergehen. Dafür sind Lösungen seitens der Regierung zu finden. Genauso wie regionale Alltagsradwege Flächen benötigen. Es ist es ein großes Problem an Flächen zu kommen. Auch hier ist die Regierung gefragt. Sonst wird das nix.
  • Alternative wie Seilbahnen ernsthaft verfolgen. Hier scheint Konsens mit unserer Meinung zu bestehen, dass Seilbahnen Potential für eine leistungsfähige und kostengünstige Nahverkehrslösung bieten. Wir sind gespannt. 

Link zur Präsentation: Die Zukunft des Straßenverkehrs im Landkreis Dachau - Dr. Ing. Stefen Meier (Staatliches Bauamt Freising) 


 

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