Rede des OB
beim Spatenstich Fahrradparkhaus am 22.09.2016
Meine sehr
geehrten Damen und Herren,
sehr geehrte
Stadträtinnen und Stadträte,
sehr geehrte
Anwohner und Nachbarn,
ich begrüße
Sie alle herzlich hier auf der Ostseite des Bahnhofs zum Spatenstich für das
neue
Fahrradparkhaus. Hier wird ein Gebäude von 81 Metern Länge, 12 Metern Breite
und knapp 7
Metern Höhe entstehen. Aber bitte erlauben Sie mir die pathetische
Aussage: Was
wir hier bauen, ist viel größer als seine rein physikalischen Ausmaße. Es
ist die
konsequente Fortsetzung und der bisherige Höhepunkt einer kommunalen
Verkehrspolitik,
die nicht mehr nur das Auto im Blickfeld hat, sondern die erkannt hat,
dass es längst
gilt, auch die Alternativen zum Auto in den Fokus zu rücken und zu
fördern.
Es ist schon
ein paar Jahre her, da hat eine große Verkehrsstudie für das Dachauer
Stadtgebiet
einen Kfz-Binnenverkehr von gut 37 Prozent ergeben. Tendenz steigend.
Das heißt:
Mehr als jede dritte Autofahrt ist eine Fahrt innerhalb der Stadtgrenzen
und damit
eine Fahrt, die sich womöglich vermeiden lässt, sofern man den Menschen
attraktive
Alternativen anbietet. 2014 haben wir im Stadtrat eine Verlängerung der
Busfahrzeiten
bis 22 Uhr beschlossen und damit den ÖPNV in Dachau deutlich
attraktiver
gemacht. Vor einigen Wochen haben wir im Umwelt- und Verkehrsausschuss eine
neue Buslinie beschlossen, mit der Himmelreich ans Busnetz angeschlossen wird.
Beim ÖPNV in
unserer Stadt hat sich also schon einiges getan. Eine andere Alternative zum Auto
ist natürlich das Fahrrad. Aber was die Abstellmöglichkeiten am Dachauer
Bahnhof betrifft, ist offen gesagt noch ein kleinwenig Luft nach oben. Seit
langem gibt es hier zu wenige Abstellmöglichkeiten für Räder. Und die vorhandenen
zählen jetzt nicht unbedingt zu den komfortabelsten.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren: Das wird sich ab Juni 2017 ändern. Zumindest
dann, wenn
es die Witterung gut mit uns meint, und natürlich auch nur dann, sehr
geehrter
Herr Meyer (Architekt), wenn wir jetzt gleich beim Spatenstich richtig loslegen.
Vorher aber
noch einige Informationen zum Gebäude selbst. Wie schon erwähnt gut 80
Meter lang
und 12 Meter breit, können in dem zweigeschossigen Bau nach der aktuellen
Planung
insgesamt 1.062 Fahrräder geparkt werden. Bei voller Auslastung und
entsprechender
Nachrüstung kann die Kapazität noch auf etwa 1.200 Plätze erhöht
werden. Der
vor Jahren aufgefüllte Untergrund kann nicht als Tragschicht verwendet
werden.
Deshalb werden 2 Meter abgetragen, aber nicht vollständig wieder aufgefüllt.
Denn das
Parkhaus wird um 80 Zentimeter tiefergelegt. Dies reduziert die Kosten der
Wiederauffüllung
und bietet außerdem ein paar weitere Vorteile: Die Fahrradrampe ins
Obergeschoss
kann um circa 10 Meter verkürzt werden, wodurch im vorderen Bereich
noch mehr
Räder untergebracht werden können. Außerdem kann das Gebäude dann von
der
Bahnunterführung kommend nahezu ohne Höhensprung betreten werden.
Abgesehen
von der Rampe ist das Obergeschoss über insgesamt drei Treppen
erreichbar,
zwei davon mit Schiebespuren, was zu einer Entlastung des Verkehrs auf der
Rampe
beiträgt. Im Obergeschoss ist ein abgetrennter Bereich für 40 Fahrräder
vorgesehen. Dort
können Plätze gemietet werden. Die Mieter erhalten dann eine
Zutrittsmöglichkeit
über ein Kartenlesegerät. Dieser abgesperrte Bereich bietet die
Möglichkeit,
dass die Mieter immer einen festen Abstellplatz haben. Im Erdgeschoss
wird es
speziell ausgewiesene Parkplätze für Frauen und Menschen mit
Mobilitätseinschränkung
geben. Um Vandalismus und Diebstahl zu erschweren, wird
das Gebäudemit
einer Videoanlage ausgestattet.
Und zu guter
Letzt: In das Fahrradparkhaus kommt auch eine Toilettenanlage. Endlich,
werden viele
sagen, denn die Toilettensituation im Bahnhof war in der Vergangenheit
jetzt nicht
unbedingt komfortabel. Das Gebäude selbst wird in Stahlbetonkonstruktion errichtet.
Die Fassade soll soweit wie möglich offen und transparent gestaltet werden, um
ein maximales
Sicherheitsgefühl
zu erreichen. Im Erdgeschoss ist als Fassade eine Rankbepflanzung vorgesehen,
im Obergeschoss eine offene Holzkonstruktion. Diese Holzfassade entspricht
unseren Anforderungen an Transparenz, Herstellungskosten, Alterungsfähigkeit
und Reparierbarkeit am besten. Nach der Fertigstellung des Gebäudes werden die
Stadtwerke dann auf dem Dachau noch eine Photovoltaikanlage installieren.
Betreiber des Parkhauses werden übrigens auch unsere Stadtwerke sein.
Noch ein
paar Worte zu den Kosten: Zusammen mit den Außenanlagen, den WC-Anlagen
und allen Baunebenkosten
rechnen wir mit etwas über 2,2 Millionen Euro. Ja,
meine sehr
geehrten Damen und Herren, das ist nicht wenig Geld, und ja, es gibt
Kritiker,
die behaupten, wir würden mit diesem Geld den Radverkehr über die Maßen
fördern.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang an die Sanierung unserer Altstadtparkgarage
vor gut zwei
Jahren erinnern. Die kostete 2,8 Millionen. Das sind 23.000 Euro pro
Stellplatz. In diesem Parkhaus kostet ein Radlstellplatz knapp über 2.000 Euro ,
die Kosten für die WC -Anlage herausgerechnet sogar bei etwa 1.800 Euro. Davon
kann man noch einen guten Teil an staatlichen Fördermitteln abziehen. Das Bundesumweltministerium
hat aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative bereits eine Förderung von
rund 90.000 Euro bewilligt, und wir gehen davon aus, dass das nicht der letzte
Fördertopf war, aus dem wir Geld für dieses Projekt beziehen werden.
Denn bei der
Regierung von Oberbayern und der Landeshauptstadt München haben wir
ebenfalls
Förderanträge stellen können. Hier wegen der Kosten also Fahrradfahrer gegen
Autofahrer auszuspielen, ist erstens nicht zielführend und entbehrt zweitens
jeder Grundlage. Und eines sollten wir in einer Stadt, in der das
Verkehrsaufkommen vor allem während der Stoßzeiten extrem hoch ist, nicht
vergessen: Jeder Radfahrer mehr, der das neue Parkhaus benutzen wird, und jeder
Nutzer unseres verbesserten Busangebots mehr, ist ein Autofahrer weniger auf
unseren Straßen.
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