Sonntag, 20. Februar 2011

Ungesteuertes Wachstum steuern - Dachau in der Verkehrsfalle

Wird sie jemals kommen, die Umfahrung Dachau?
Vorgesehen ist die Umfahrung in zwei Schritten
einmal die Ostumfahrung
Sachstand: Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens
mit Kosten von 10 Mio € auf eine Länge von 3,7Km

zum anderem die Nordumfahrung
Sachstand: Raumordnungsverfahren durchgeführt; Erarbeitung des Vorentwurfs
mit Kosten von 13 Mio € auf eine Länge von 5,5Km

Wann wird sie kommen?
Das wird davon abhängen, ob Garmisch den Zuschlag für die olympischen Winterspiele 2018 bekommt. Bekommt Garmisch den Zuschlag fließen erst einmal alle Mittel in den Süden, ob das nun hunderte von Millionen oder gar Milliardenbeträge sind ist egal, fest steht vor 2018 rührt sich in Dachau dann garnichts.

Was heißt das für Dachau?
Wenn wir kein einziges Baugebiet mehr ausweisen wird der Verkehr wachsen, weil zum einem schon neue Baugebebiete ausgewiesen worden sind und zum anderen die Gemeinden im Hinterland Baugebiete im großen Stil ausweisen.

Das liegt daran, weil die Kreisbehörde jahrelang nicht gesteuert hat, der Chef der Behörde, Landrat Christmann und ehemalige 2. stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Bayern LB UNTÄTIG war und die Gemeinden gegen den Rat des ehemaligen Kreisbaumeisters Renoth gewähren ließ.

Zu Lasten der Stadt Dachau und der Gemeinde Karlsfeld entwickelte sich im Kreis Dachau das Hinterland zu einem Eigenheim-Eldorado für Berufspendler nach München. Arbeitsplätze wurden nicht annähernd so viel geschaffen, wie man Wohngebiete auswies.

Um das zu kaschieren, hat die CSU in Dachau eine neue Parole ausgegeben:

"Wir müssen neue Gewerbegiete ausweisen, denn nur Arbeitsplätze bringen das Ungleichgewicht in die Waage und schießlich bringen diese auch Gewerbesteuereinnahmen." Das bringt für die Verkehrsentlastung in Dachau garnichts, im Gegenteil. Und steuern bringt es auch nicht, denn wie wir in mehreren gutachten jetzt gehört haben, lohnen sich nicht einmal Gewerbeansiedlungen auf dem unbebauten MD-Flächen. Ja wieso sollen sie sich denn dann auf dem Schuster/Seeber Gelände lohnen. Das lohnt sich doch nur für die Ackerflächenoptimierer.

Fassen wir zusammen
- Keine Umgehung vor 2020
- Jährlich mehr Verkehr für Dachau und Karlsfeld durch neue Baugebietsausweisung im Hinterland
- Jährlich mehr Verkehr in Dachau und Karlsfeld durch das schon ausgelöste Wachstum
- zusätzliche Verkehrsbelastung bei Ausweisung von neuen Gewerbegebieten

Bisher sind wir davon ausgegangen, dass die Umgehung nicht vor 2020 kommt, was passiert aber wenn sich das als falsch herausstellt?

Die Antwort ist ernüchternd. Die 23 Millionen € tragen zur Entlastung der Stadt Dachau so gut wie nicht bei, denn selbst Prof. Kurzak hat nachgewiesen, dass die zusätzliche Entwicklung die Entlastung auffrisst und überholt.

Und wer sich im Bildchen den Verlauf der Strasse ansieht, stellt sich den Pendler vor der zur MAN/MTU will, der dann erstmal nach Oberschleißheim fährt. Aber lassen wir den Planern die Illusionen und streiten uns nicht um Details.

Fest steht: mit und ohne Umgehung, der Verkehr in Dachau wir überproportional zunehmen.

Wie sollen wir darauf reagieren?

Wir können unsere städtischen Gelder entweder dafür verwenden um den Durchgangsverkehr noch flüssiger zu gestalten, durch intelligente Ampelschaltungen und ähnlichem Zeug.

Oder, wir kümmern uns um den Binnenverkehr in der Stadt.

Wenn wir wissen, daß eine Münchner/Schillerstraße nur eine bestimmte Kapazität hat, wieso sollen wir dann den Hinterlandpendlern in der Stadt den Stau anbieten. Wäre es nicht viel sinnvoller, der Verkehr würde so geregelt, dass sich das Problem vor der Stadt stellt, dort wo es hingehört. Und stattdessen die 23 Millionen € für eine Umgehung in einen P+R Platz in Webling und Walpertshofen zu investieren um den Pendlern ein Angebot zu machen auf den ÖPNV umzusteigen.

Wieso um Gottes Willen sollen wir denn unsere Schulkinder auf den Durchgehungsstraßen für das Hinterland diesem Risko aussetzen?

Eine Ausbau der Qualität des Binnenverkehrs bedeutet für uns

- durchgängige Radtrassen für schnelle Erreichbarkeit von Schwerpunktzielen, wie Schulen und Einkaufsstrassen

- kein Parkhaus am Bahnhof, das Millionen verschlingt und nur noch mehr Hinterlandverkehr in die Stadt zieht

- dagegen noch besserer Ausbau des Busnetzes zum Bahnhof, aber auch eine schnellere Anbindung durch Aufgabe des Ringliniennetzes.

- Shared Space Konzepte in der Münchner Straße, d.h. alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt und eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeit. Wir Dachauer haben doch garnicht den Anspruch durch die Münchner Straße zu rasen.

- Verlagerung der Spitzenbelastung vor die Stadt mit geeigneten Massnahmen

All dies funktioniert aber nur, wenn wir das unserer Bevölkerung klar machen können und nicht denen nachgeben, die innovative Ansätze nach 3 Wochen kleinreden, bzw. die diese in vornherein verhindern wollen. Dazu braucht es viel Überzeugungsarbeit. Die Fachleute sind schon im Boot. Jetzt brauchen wir Dachauer Bevölkerung.

Da hilft auch nicht mehr viel, dass jetzt 2011 plötzlich Dachaus Bürgermeister im "Wir-Gefühl" sind wie es in der morgigen SZ heißen wird. Wird denn ein Bürgermeister in vierkirchen auch das "Wir" für die Dachauer beziehen, wird er weniger Baugebiete ausweisen? Er hat nach der Ausweisung von Rammelsbach, Rettenbach, hintere Freisinger Straße schon das Wachstum so langfristig vorbeitet, dass er jetzt leicht diese Töne spucken kann?

2 Kommentare:

  1. Am innerstädtischen Verkehrsfluß läßt wohl kaum noch etwas verbessern. Laut Aussage des Leiters der Verkehrstechnik in Dachau, Heribert Lorenz, sind unsere Ampeln mit die modernsten in Bayern.
    Und selbst wenn da noch was zu machen wäre, oder wenn wir die Umgehung hätten, der Pfropfen wandert doch nur ein Stückchen weiter Richtung München.

    Beschleunigen läßt sich da nichts mehr.
    Und überhaupt, wer garantiert denn, daß sich ein Normalverdiener die täglichen Autofahrten zum Arbeitsplatz in 10 Jahren noch leisten kann? Und wenn nicht?

    Bauen wir dann die Umgehungsstraße zurück, in der Hoffnung, daß die 23 Mio. € beim Asphalt recyclen wieder aus dem Schredder purzeln? Wohl kaum, das Geld ist dann weg, die Landschaft verbaut, und die Menschen werden sich in die viel zu wenigen Busse drängen, die sie zu den viel zu wenigen S-Bahnen bringen, für die sie viel zuviel Geld bezahlen müssen weil man dann ganz dringend, ganz viel Geld in den öffentlichen Nahverkehr investieren muß. "Mit dem Andrang konnte nun wirklich niemand rechnen". Das wird man dann hören.
    Wer garantiert uns, daß genau das nicht passiert? Peak Oil ist durch und kein ernstzunehmender Zeitgenosse hofft noch auf fallende Sprit-Preise. Auch der Elektroauto-Hype läßt mehr Fragen offen als er zu beantworten vermag.

    Mobilität ist eines der sensibelsten Themen in großen Ballungsräumen und läßt sich nur langfristig und in großen Zusammenhängen vernünftig planen. Bei unsicheren Prognosen muß man sich für die flexibelsten Systeme die möglichst gut steuerbar sind entscheiden. Hier ist der öffentliche Verkehr dem motorisierten Individualverkehr deutlich überlegen. Z.B. läßt sich mit Bussen im Vergleich zum Auto die Kapazität einer Straße wesentlich weiter steigern bevor bauliche Grenzen erreicht sind. Werden die Kapazitäten nicht mehr benötigt lassen sie sich mit wenig umweltrelevanten Altlasten wieder verringern.

    Und die Tatsache, daß es immer mehr Menschen gibt die unter der Mobilität anderer Menschen leiden zeigt wie wichtig es ist Verkehr im Sinne von mehr Lebensqualität zu planen. Abgesehen von der immensen Statuswirkung die Autos bei uns haben sind auch bei der Abwägung gegensätzlicher Interessen öffentliche Verkehrssysteme klar im Vorteil.

    Sie schaffen auch Platz in den Innenstädten und damit die Voraussetzungen dafür, das Fußgänger und Radfahrer nicht mehr Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse sind und Kinder nicht mehr mit dem Auto in die Schule gebracht werden müssen, wie es zur Zeit in Dachau in Karlsfeld und in Schwabhausen üblich ist.

    In diesem Sinne kann das Zukunftsseminar der Bürgermeister ein guter Anfang sein.
    Möge der Geist der Weisheit, der Weitsicht und des Wir-Gefühls mit am Tische sitzen.


    Stefan Donath

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  2. Die große Gefahr ist bei diesem Zukunftsseminar, das viel heiße Luft und viel Papier produziert wird.
    Wenn es dann zu Vorschlägen kommen würde, dies würden die Stadträte dann in den einzelnen Kommunen kaputt reden oder sie würden ihre politische Entscheidungsfreiheit gefährdet sehen und so wäre wieder alles für die Katz.
    Das größte Problem der Stadt Dachau ist die Verkehrspolitik. Diese wurde die letzten Jahre vernachlässigt. Die Stadt wuchs aber die Verkehrswege und der Nahverkehr leider nicht.

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