Donnerstag, 5. Juni 2008

Umweltreferentin zu Ausrottungsvorwurf

zum Leserbrief von Sebastian Leiß vom 5.6.08

Der Leserbrief von Herrn Leiß auf meine rein fachlich begründete und sachliche Pressemitteilung überrascht in seiner Heftigkeit, ja offenen Aggressivität, vor allem auch in der Wortwahl, die zum einen rätseln lässt, warum er sich so angegriffen fühlt, und zum anderen eine Richtigstellung der völlig verdrehten Tatsachen nötig macht:

Es ist absolut überzogen, dass ich angeblich versuche, "mit allen Mitteln und auf allen Wegen eine Art auszurotten". Dazu ist die Rebsorte erstens in Privatgärten viel zu verbreitet. Zweitens habe ich mich, nachdem ich von dem Antrag der FW gehört habe, zunächst fachlich über diese Rebsorte informiert, was ja schlicht und ergreifend meine Pflicht als Umweltreferentin ist. Das bedeutet in diesem Fall ein kurzes Telefonat mit einem Fachmann. Dieser empfahl mir, noch bei der Fa. Flachslander nachzufragen, um seine fachlichen Beobachtungen und Aussagen durch die Gärtnerei abzusichern, die den Dachauer Lump vor zwei Jahrzehnten zu einer Renaissance verholfen hatte. Das dauerte wiederum ca. zwei Minuten und bestätigte den Fachmann. Mir also vorzuwerfen, ich würde "mit allen Mitteln und Wegen eine Art ausrotten" wollen, ist schon mehr als lächerlich.
Übrigens ging es bei diesen kurzen Telefonaten keinem der Gesprächspartner um den Aspekt der Wirtschaftlichkeit, den bringt erst Herr Leiß ins Spiel. Es geht mir auch überhaupt nicht darum, dass die Pflege eines Weinstocks natürlich Arbeit macht und daher die Stadt etwas kostet - das würde die Stadtgärtnerei zweifellos schaffen. Es ging einzig und allein darum, dass diese Rebsorte heute (vielleicht auf Grund klimatischer Veränderungen) im Gegensatz zu vor einigen Jahrhunderten vom Fachmann nicht mehr empfohlen wird, da sie sehr krankheitsanfällig ist. Soll ich als städtische Umweltreferentin allen Ernstes zustimmen, einen Weinstock auf städtischem Grund anpflanzen zu lassen, der mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln( also Gift) nach sich ziehen wird? Der Vergleich mit den Instandhaltungskosten des Dachauer Schlosses ist schon von daher völlig abstrus.

Natürlich geht es nicht um eine großflächige Kultivierung des Dachauer Lump, ich habe den Text des Antrages schon verstanden, Herr Leiß. Ich habe auch nie seine frühere lokalhistorische Bedeutung in Frage gestellt, wenn Sie meine Pressemitteilung aufmerksam lesen. Es kann aber doch mal vorkommen, dass es aus diversen Gründen schlicht und ergreifend nicht immer sinnvoll ist, an etwas festzuhalten, das negative Folgen nach sich zieht. Das wäre falsch verstandener Lokalpatriotismus. Denn leider gibt es auf viele Fragen des Natur- und Umweltschutzes (dazu gehört auch der Arten- und Sortenschutz) keine einfachen, monokausalen Antworten, man kann auch hier nicht in gut / böse, schwarz / weiß einteilen. Ein Wasserkraftwerk zum Beispiel liefert zwar klimaneutrale "gute" Energie, andererseits stellt es ein unüberwindliches Hindernis für Fische dar und wird von vielen nicht gerne gesehen.

Herr Leiß, bitte bleiben Sie das nächste Mal bei den Fakten, legen Sie anderen Leuten nicht Worte und Gedanken in den Mund, die sie gar nicht hatten (auch im Zusammenhang mit dem Bündnis für Dachau, wo Sie schon arg dick auftragen), zügeln Sie ihre Fantasie und bemühen Sie ein paar weniger Superlative - das würde viel zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.

Sabine Geißler
Referentin für Umwelt und Energie der Stadt Dachau

Artenvielfalt, Sortenvielfalt, Chaos bei den Freien Webern

Ein Gesicht lacht uns aus allen Redaktionsblättchen an: der Neffe des Stadtrats Edgar Forster. Er ist auch ein fleißiger Leserbriefschreiber und oft freier Mitarbeiter der Anzeigenblätter. Mann ist der Mann frei. Jetzt greift er in einem Leserbrief (nachzulesen auf der Presseseite der Freien Weber), die Umweltreferentin für ihre Stellungnahme an.

Ja Herr Leiß, erklären Sie das mal, Sie haben doch Biologieabitur: was ist der Unterschied zwischen einer Art und einer Sorte?

Sind Sie jetzt für Sortenvielfalt?

Wenn man Regenwürmer nicht parallel in einem Reagenzglas hält, ist man dann für deren Ausrottung? Gibt es nicht genug Regenwürmer? Sind Regenwürmer ein Naturdenkmal?

Überhaupt was ist das für eine Wortwahl? Wir sagen ja auch nicht die Freien Weber sind für die Ausrottung der "blauen Azurjungferlibelle", weil sie für die Umgehungsstraße stimmen, obwohl das in dem Fall fast stimmen würde, die ist nämlich wirklich bedroht.

Also, nochmal in den Biologiebüchern nachlesen...

Fernsehbericht zu Ehrung Dr. Sewering

ABC7news hat einen Videobericht zur Ehrung von Dr. Hans Sewering ins Netz gestellt.
Achtung am Anfang des Berichts ca. 30 Sek. Werbung.

Bericht und Text auf Englisch.

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